Es ist leichter als gedacht wein selbst herzustellen und legal ist es auch. Besonders empfehlenswert ist es, wenn Du viel Obst im Garten hast, bei dessen Menge Du nicht weiĂt, was Du damit anfangen kannst.
Du benötigt lediglich ein paar Kleinigkeiten, von denen ein GroĂteil in nahezu jedem Haushalt zu finden ist. Alles, was Du auĂerdem noch benötigst, ist auch nicht schwer zu finden. Was das alles ist verraten wir Dir hier in diesem Ratgeber.
Des Weiteren findest Du hier eine einfache aber genaue Anleitung wie Du Deinen eigenen Wein machen kannst. Das geht ohne jegliche Vorkenntnisse und nach Belieben auch nur mit ganz wenigen Zutaten.
Das Wichtigste in KĂŒrze
- Je nach Vorgehensweise ist nicht jedes einzelne Zubehör notwendig.
- Bei der Wahl der Zutaten hast Du viele verschiedene Möglichkeiten.
- Stelle sicher, dass Du alles hast, was Du brauchst.
- Du benötigst einen Ort, an dem der Wein in Ruhe gÀren kann.
- Habe ausreichend Flaschen und VerschlĂŒsse fĂŒr das AbfĂŒllen parat.
Was Du wissen solltest, wenn Du Wein selbst herstellen möchtest
Beim Herstellen von Wein lohnt es sich jeden Schritt und jede Zutaten Menge aufzuschreiben, sodass Du am Ende weist, was Du mein nÀchsten Mal anders machen kannst, sollte es beim ersten Versuch noch nicht perfekt werden.
FĂŒr den ersten Versuch legen wir Dir folgende MengenverhĂ€ltnisse nahe:
Obst | Zucker | Hefe | Wasser |
---|---|---|---|
FĂŒr 10 kg Obst | 3,5 kg Zucker | 14 Gramm Hefe | 3,5 Liter Wasser |
Pro 1 kg Obst | 350 Gramm Zucker | 1,4 Gramm Hefe | 350 Milliliter Wasser |
Diese Werte können auch beliebig hoch- und runtergerechnet werden.
Die Wahl der Zutaten
Je nach Obstsorte ist es ratsam verschiedene ZusĂ€tze fĂŒr den GĂ€rprozess in Betracht zu ziehen. Wobei sich die Notwendigkeit der ZusĂ€tze nicht nach der Obstsorte generell, sondern schon von Baum zu Baum beurteilen lĂ€sst. So können FrĂŒchte von bestimmten BĂ€umen oder StrĂ€uchern sĂŒĂer oder saurer sein.
Trauben oder anderes Obst?
Am hĂ€ufigsten werden Trauben oder Ăpfel zu Wein verarbeitet, aber es gibt weitaus mehr Obst aus welchem Wein hergestellt werden kann. Dir sind dabei so gut wie keine Grenzen gesetzt.
Bei egal welchem Obst ist es wichtig die unreifen und fauligen FrĂŒchte auszusortieren, da diese den Geschmack stark beeinflussen.
Zucker
In Form von Fruchtzucker ist dieser schon im Obst selbst enthalten und ist ausschlaggebend fĂŒr den GĂ€rprozess. AuĂerdem wird der Wein umso sĂŒĂer, umso mehr Zucker enthalten ist.
Hefe
Die Hefe-Bakterien lassen den GÀrprozess schneller starten. Hierbei solltest Du frische Hefe verwenden und nach Möglichkeit auf Trockenhefe verzichten.
Achtung! Backpulver ist zwar auch aus Hefe, aber nicht fĂŒr die Weinherstellung geeignet.
SĂ€ure
FĂŒr Obstsorten die von Natur aus nicht viel SĂ€ure enthalten solltest Du es in Betracht ziehen diese zu ergĂ€nzen, da auch die SĂ€ure an der Geschmacksbildung beteiligt ist. Als extremes Mittel kann ZitronensĂ€ure verwendet werden eine mildere Alternative hierzu ist MilchsĂ€ure.
Schwefelpulver
Gibt es unter anderem als Kaliumdisulfit und dient dazu die Haltbarkeit des Weines zu erhöhen, indem eine Oxidation verhindert wird. Ebenso kann dadurch eine brÀunliche VerfÀrbung verhindert werden.
Kaliumpyrosulfit
Dient dazu den Wein haltbarer zu machen, indem es vor Bakterien schĂŒtzt und die letzten Hefe-Bakterien abtötet. Das verhindert zusĂ€tzlich, dass sich Druck in der Flasche bilden kann.
Es geht auch ohne gewisse Zutaten! Aber wie?
Wie schon erwÀhnt sind Zucker und SÀure Bestandteil von Obst und besonders SÀure ist in der Regel ausreichend enthalten. Aber was passiert ohne diese ZusÀtze?
Ohne Hefe
Wird der GÀrprozess viel spÀter starten und langsamer vorangehen, es ist daher nicht empfehlenswert ohne Hefe zu arbeiten.
Ohne Zucker
UngefÀhr die HÀlfte des Zuckers wird in Alkohol umgewandelt, somit verliert der Wein durch den fehlenden Zuckerzusatz an Alkoholgehalt. Ebenso kann der Wein dadurch Sauer werden.
Ohne SĂ€ure
Sofern eine Obstsorte verwendet wird, die wenig SĂ€ure enthĂ€lt, kann hier der Geschmack viel sĂŒĂer ausfallen.
Das richtige Zubehör
Durch das richtige Zubehör wird nicht nur die Weinherstellung erleichtert, das Ergebnis kann je nach Zubehör deutlich besser ausfallen.
Welches GÀrgefÀà passt?
Sofern man eine Wahl hat, sollte ein GefÀà aus Glas immer bevorzugt werden, da dieses im Vergleich zu Kunststoff geschmacksneutral ist und bleibt. Ebenso ist die GröĂe ein wichtiges Kriterium, da das Volumen der Maische wĂ€hrend des GĂ€rprozesses um fast das doppelte ansteigen kann.
Einen GĂ€raufsatz passend zum GefĂ€Ă
Ein GĂ€raufsatz ist wichtig damit Gase die beim GĂ€rprozess entstehen aus dem GefÀà entweichen können, ohne das Luft in das GefÀà hineingelangt. Am besten eignet sich hierfĂŒr ein Korken mit einem GĂ€rröhrchen.
Eine Wage ist empfehlenswert
Durch das Abwiegen der Zutaten weiĂt Du genau welche Mengen Du zu Wein verarbeitest und kannst so leichter VerĂ€nderungen bei der nĂ€chsten Weinherstellung vornehmen.
Kleine VerĂ€nderungen der Mengen können fĂŒr groĂe Ănderungen im Geschmack sorgen!
FĂŒr die SaftgĂ€rung ist eine Saftpresse oder ein Entsafter von Vorteil
FĂŒr die SaftgĂ€rung ist nur der Saft relevant und nicht das Fruchtfleisch, um dieses voneinander zu trennen ist eine Saftpresse oder ein Entsafter von Vorteil.
AbfĂŒllen durch einen Zapfhahn
Ein integrierter Zapfhahn ist besonders bei einer MaischegÀrung von Vorteil, da sich die Obstreste am Ende des GÀrprozesses oben in der Maische sammeln und Du es umgehen kannst diese Aufzuwirbeln.
Alternatives AbfĂŒllen durch einen Schlauch
Hierbei wird ein Ende des Schlauches in die Maische gegeben und das andere Ende, nach dem Ansaugen, in die Flasche. Ein Trichter ist hierbei von Vorteil, solltest Du den Wein noch zusÀtzlich filtern sollen.
Flaschen mit Verschluss/Korken
Da der Wein nicht fĂŒr immer im GĂ€rbehĂ€lter gelagert werden sollte, benötigst Du fĂŒr die AbfĂŒllung einige Flaschen, in die Du den Wein abfĂŒllen kannst. Sei Dir im Vorfeld klar wie viele Flaschen Du ungefĂ€hr benötigst.
Wein selbst herstellen: Schritt-fĂŒr-Schritt-Anleitung
Nachdem Du Dich fĂŒr eine Obstsorte entschieden und nur die guten FrĂŒchte aussortiert und gewaschen hast, stellt sich nun die erste Frage:
Saft- oder MaischegÀrung?
Folgende zwei Vorgehensweisen stehen Dir zu Auswahl:
SaftgÀrung:
Bei der SaftgĂ€rung werden die FrĂŒchte gepresst und nur der Saft fĂŒr den GĂ€rprozess verwendet.
MaischegÀrung:
Bei einer MaischegĂ€rung werden die FrĂŒchte zwar zerquetscht oder zerkleinert, es wird aber alles fĂŒr den GĂ€rprozess verwendet. Das bietet den Vorteil, dass ein intensiverer Geschmack.
Du solltest Deinen Saft oder Deine Maische jetzt in Dein GĂ€rgefÀà fĂŒllen.
Achte darauf, dass noch genug Platz in dem GefÀà ist, da sich die FlĂŒssigkeit ausdehnen kann!
Die Zugabe von Zucker
Da Du jetzt weiĂt, welche Art der GĂ€rung fĂŒr Dich infrage kommt und Du das Obst schon so weit verarbeitet und umgefĂŒllt hast, kommt es nun zur Zugabe von Zucker. Die Menge hĂ€ngt von der Art des Obstes ab. ZusĂ€tzlich besteht die Möglichkeit den Zucker im Zusammenhang mit Wasser hinzuzugeben, was bei geringeren Fruchtmengen, die Menge des Weins am Ende erhöht. HierfĂŒr gibt es zwei Möglichkeiten:
Die gesamte Zuckermenge hinzufĂŒgen
Hierbei wird vor dem GĂ€rprozess bereits die gesamte Menge an Zucker hinzugefĂŒgt. Das ist vor allem fĂŒr die ersten Versuche ratsam, da Du hierbei einen besseren Ăberblick behalten kannst.
Den Zucker Portionsweise hinzufĂŒgen
An sich bleibt die Zuckermenge die gleiche, nur wird diese in 4 gleich groĂe Portionen aufgeteilt und in verlauf von vier Tagen, tĂ€glich hinzugefĂŒgt. Dies sorgt dafĂŒr das die Hefe effizienter arbeitet und ist den Aufwand wert, da das Zusammenspiel von Hefe und Zucker fĂŒr die Entstehung von Alkohol verantwortlich ist.
Zugabe von SĂ€ure
FĂŒr den Fall, dass die FrĂŒchte nicht genug SĂ€ure enthalten solltest Du nach der Zugabe von Zucker ZitronensĂ€ure oder MilchsĂ€ure hinzufĂŒgen.
In der Regel haben die meisten Obstsorten einen ausreichenden SĂ€uregehalt.
(Ebenso kann in diesem Schritt das Schwefelpulver hinzugefĂŒgt werden)
Zugabe der Hefe
Nach diesem Schritt wird der GĂ€rprozess in Gang gesetzt. Dieser beginnt zwar erst in 2-3 Tagen, stelle aber trotzdem schon sicher, dass Du alle nötigen Zutaten zu Deinem Saft/Maische hinzugefĂŒgt hast. Am besten ist Trockenhefe oder Weinhefe geeignet.
Hefe arbeitet am besten bei einer normalen Raumtemperatur und bei einer zu kalten Umgebung arbeitet Hefe kaum oder gar nicht. Achte also darauf das der Raum, in dem der GĂ€rprozess stattfindet, nicht zu kalt ist.
Reifeprozess
Sobald Du die Hefe in Deinen Saft eingerĂŒhrt hast, kann der Reifeprozess starten. HierfĂŒr musst Du das GefÀà mit einem GĂ€raufsatz verschlieĂen, der dafĂŒr sorgt das keine Lust in das GefÀà eindringt und zugleich die entstehenden Gase aus dem Erzeugnis herauslĂ€sst.
Erkennbar ist der Reifeprozess an dem Blubbern des GÀrröhrchens und dauert so lange bis Du es nicht mehr blubbern hörst. In der Regel betrÀgt die Reifezeit ~ 4 Wochen, je nach Raumtemperatur kann es allerdings auch lÀnger dauern.
KlÀren des Weines
Rein theoretisch ist der Wein zwar jetzt schon trinkbar, dennoch solltest Du weitere 2-3 Wochen warten. Dadurch setzten sich die Schwebstoffe am Boden ab, und Du erhÀltst einen klaren sauberen Wein.
Das AbfĂŒllen
Sollte sich ein Zapfhahn an Deinem GĂ€rgefĂ€Ă, optimalerweise ein bis zwei Zentimeter ĂŒber dem Boden, befinden ist das AbfĂŒllen ganz einfach. Sobald Du den Hahn öffnest bleiben die Schwebstoffe am Boden und Du erhĂ€ltst nur den klaren Wein.
Sollte sich kein Zapfhahn an Deinem GefÀà befinden benötigst Du einen Schlauch, durch den der Wein abgesaugt werden kann.
Bei beiden Varianten kann der Wein zusÀtzlich noch durch ein Tuch gefiltert werden, hierdurch können noch restliche Schwebstoffe abgefangen werden.
Solltest Du Deinen Wein noch haltbarer machen wollen, kannst Du diesen zuerst in einen Topf fĂŒllen und pro 10 Liter Wein, 1g Kaliumpyrosulfit HinzufĂŒgen. Direkt im Anschluss kannst Du Deinen Wein dann in die Flaschen abfĂŒllen.
Zu guter Letzt musst Du die Flaschen nur noch Verkorken und nach Belieben Etikettieren, so einfach kannst Du Deinen eigenen Wein herstellen.
Trivial: Was Du sonst noch ĂŒber die Weinherstellung wissen solltest
Hier bekommst Du noch ein paar zusÀtzliche Tipps oder Antworten auf Fragen, die sich Dir stellen könnten.
Warum schmeckt mein Wein nicht?
Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen, sei deshalb nicht enttĂ€uscht, wenn der erste versuch, nicht so schmeckt wie Du es gerne hĂ€ttest. Schon die kleinste Ănderung bei den Zutaten kann einen groĂen Unterschied bei dem Geschmack am Ende ausmachen.
Wie gestalte ich meinen ersten Versuch am besten?
Starte am besten mit einer Ăberschaubaren Menge und nicht gleich mit 30 Litern.
Der Zucker lÀsst sich leicht in warmen Wasser auflösen und erhöht durch das zusÀtzliche Wasser am Ende den Ertrag.
Sind diese ganzen Zutaten wirklich notwendig?
Obst, Zucker, Hefe und Wasser reichen als Zutaten völlig aus.
HĂ€lt mein Korken die Flasche auch dicht?
Hier ist es empfehlenswert im Vorhinein mal eine Flasche mit Wasser zu fĂŒllen und zu Verkorken, dann kannst Du testen, ob der Verschluss hĂ€lt, was er verspricht.
Fazit
Die Herstellung von Wein ist ein schönes Hobby, welches nicht so viel Zeit in Anspruch nimmt und gerade wenn Du viel Obst im Garten hast, eine schöne Sache ist.
Denke immer daran das die Ausbildung zum Winzer mehrere Jahre andauert und ein solcher die perfekte AusrĂŒstung zum Herstellen von Wein hat.
Du wirst aber ĂŒberrascht sein wie nah Du mit Deinem Wein an dem Wein eines Winzers herankommst.