Du würdest gerne ein Instrument lernen und überlegst, ob Du anfangen solltest zu spielen? Dann bist Du hier genau richtig! Wir stellen Dir die wichtigsten Fakten, Vorteile und Zubehör zur Geige vor und geben Dir ein paar praktische Tipps mit auf den Weg.
Warum Geige spielen lernen?
Die Geige ist ein tolles und vielseitiges Instrument! Doch warum genau sollte man mit Geige spielen anfangen?
Der Hauptgrund, um mit dem Spielen anzufangen, sollte natürlich immer der Spaß und die Liebe zur Musik sein. Doch zusätzlich dazu gibt es noch mehr Gründe, die für das Geige-Spielen sprechen.
Ein großer Vorteil ist zum Beispiel, dass die Geige als Soloinstrument, aber auch in Gruppen gut klingt. Man kann also alleine genauso gut musizieren wie mit anderen.
Es ist auch sehr praktisch, dass die Geige so klein ist. Anders als zum Beispiel beim Klavier braucht die Geige nicht viel Platz in einem Zimmer und man kann sie ganz einfach transportieren.
Außerdem ist bewiesen, dass Geige spielen die Feinmotorik und die Koordination steigern kann, vor allem bei Kindern.
Die Geige hat bei vielen den Ruf, dass sie sehr schwer zu erlernen wäre. Das kommt wahrscheinlich daher, dass es tatsächlich Millimeterarbeit ist, die richtigen Töne zu treffen. Wenn man sich aber erst mal damit beschäftigt, geht das ganze irgendwann wie von allein. Hier gilt also das Motto: “Übung macht den Meister”.
Es gibt natürlich noch viele weitere individuelle Gründe dafür, mit dem Geige spielen anzufangen. Ich wollte damals zum Beispiel anfangen, weil mein Lieblingscharakter in einem Buch auch Geige gespielt hat.
Die Geige – Kurzer historischer Überblick
Die Geige, so wie wir sie heute kennen, wurde etwa im 16. Jahrhundert entwickelt.
Es gab natürlich auch schon früher ähnliche Vorgänger Modelle. Das Ziel der Weiterentwicklung war es damals vor allem, die Geige etwas lauter klingen zu lassen, damit man sie auch im Orchester einsetzen konnte.
Berühmte Geigenbauer wie zum Beispiel Stradivarius haben damals die Bauweise der Geige aktiv mitgeprägt.
Bis heute ist der Grundaufbau der Geige fast der gleiche geblieben.
Geigenaufbau
Eine klassische Geige ist meist zum größten Teil aus Holz gefertigt. Damit Du grob weißt, wie eine Geige aufgebaut ist, fangen wir einfach mal oben an:
Geigenhals
Der komplette obere Teil der Geige wird Hals genannt. Diesen kann man dann wieder in mehrere Teile einteilen.
Ganz oben ist die Schnecke. So wird das dekorative eingedrehte Element am oberen Ende der Geige genannt. Sie stammt noch aus der Barockzeit.
Darunter befinden sich dann die Wirbel im Wirbelkasten.
An den Wirbeln sind die Saiten der Geige befestigt. Es gibt vier Saiten mit den Grundtönen G, D, A und E. Man kann die Seiten durch Drehen der Wirbel spannen. Je gespannter die Seite ist, desto höher wird dann der Ton. Die Wirbel sind also wichtig für das Stimmen.
Darunter kommt dann das Griffbrett. Das ist der Teil der Geige, auf dem später die Finger aufgesetzt werden.
Korpus
Der Korpus der Geige ist der Klangkörper. Die Schwingungen der Saiten werden durch ihn verstärkt, was den tollen Klang der Geige ausmacht.
Die Schlitze rechts und links neben den Saiten werden F-Löcher genannt. Diese verbessern die Klangqualität der Geige, da die Luft im inneren dann besser zirkulieren kann.
Die Saiten werden im unteren Teil der Geige über den hölzernen Steg geleitet. Dieser hat kleine Einkerbungen, sodass jede Saite an ihrem Platz bleibt und der richtige Abstand eingehalten wird.
Am sogenannten Saitenhalter, dem schwarzen Teil der Geige, bei dem die Saiten enden, sind vier Feinstimmer angebracht. Diese können ebenfalls die Stimmung der Saiten beeinflussen, sind dabei aber, wie der Name schon sagt, nochmal feiner als die Wirbel.
Schließlich ist unten noch der Kinnhalter an der Geige. Dort legt man beim Spielen sein Kinn auf. Kinnhalter gibt es in verschiedenen Varianten, damit jeder den Kinnhalter findet, mit dem er die Geige am besten halten kann.
Wann sollte man anfangen?
Um das schonmal vorwegzunehmen: man kann in jedem Alter anfangen Geige zu spielen!
Kinder können, je nach Musikschule, bereits ab ca. 4 Jahren anfangen, das Instrument ihrer Wahl zu lernen. Aber auch später ist ein Einstieg problemlos möglich!
Ich persönlich habe im Alter von sechs Jahren mit dem Geigenspielen angefangen. Vorher war ich ein Jahr bei der “musikalischen Früherziehung”, wo man die Möglichkeit hatte, verschiedenen Instrumente auszuprobieren.
“Wenn man als Kind kein Instrument gelernt hat, kann man das auch im Erwachsenenalter nicht mehr nachholen”… So oder so ähnlich denken leider viele Erwachsene, was sie dann davon abhält ein neues Hobby zu finden. Dabei ist das gar nicht war! Auch Erwachsene ohne jegliche Vorerfahrung können die Geige von Grund auf kennen und lieben lernen.
Der Musikunterricht wird dabei natürlich an das Alter angepasst, man muss also keine Angst haben, dass man plötzlich wieder wie ein fünfjähriger behandelt wird.
Die verschiedenen Unterrichtsformen
In welcher Form nimmt man am besten Geigenunterricht?
Gruppenunterricht
Vor allem bei Kindern bieten viele Musikschulen am Anfang Gruppenunterricht mit anderen Kindern an. Die Gruppen bestehen dabei meistens aus 2-4 Kindern. Das hat den Vorteil, dass die Kinder sich gegenseitig motivieren können, zusammen musizieren und Spaß haben können. Für die Musiklehrer hat es außerdem den Vorteil, dass sie mehreren Kindern gleichzeitig die Grundlagen beibringen können, die ja sowieso bei allen gleich sind.
Ich war die ersten zwei Jahre mit drei anderen Kindern in einer Gruppe, die sich dann in zwei Zweiergruppen aufgeteilt hat.
Einzelunterricht
Nach weiteren zwei Jahren, hat unser Geigenlehrer dann vorgeschlagen zum Einzelunterricht überzugehen. Nach ein paar Jahren macht das bei den meistens mehr Sinn, da die Leistungsstände der Schüler sich dann meistens doch unterscheiden. Außerdem haben die Lehrer dann die Möglichkeit genauer und individueller auf die Probleme und Wünsche des Einzelnen einzugehen, sodass jeder bestmöglich gefördert wird.
Wenn man bereits Erfahrungen hat oder einfach erst als Jugendlicher oder Erwachsener mit dem Unterricht anfängt, kann es auch hilfreich sein, wenn man von Anfang an 1 zu 1 betreut werden kann.
Onlineunterricht
Es gibt natürlich auch die Möglichkeit, sich das Geigenspielen selbst mithilfe von Onlinekursen und Videotutorials beizubringen.
Die Grundlagen von Beginn an auf diese Weise zu lernen stelle ich mir allerdings sehr kompliziert und schwierig vor. Außerdem könnten sich schnell grundlegende Fehler einschleichen, die sich dann mit der Zeit festigen, da man ja niemanden hat, der einen auf diese Fehler aufmerksam macht.
Wenn man aber bereits Geige spielen kann, und man sich weiterbilden will oder nach einer längeren Pause wieder neu anfangen will, können auch Onlinekurse eine Möglichkeit sein.
Verschiedene Geigengrößen
Da es verschieden große Geigenspieler gibt, muss es natürlich auch verschieden große Geigen geben. Die “Standard Geige”, also die größte Geige, ist die sogenannte 4/4 Geige. Die kleineren Geigen werden dann als Abstufungen angegeben. Diese werden in der unten stehenden Tabelle näher erläutert.
Welche Geigengröße gebraucht wird, hängt dabei vor allem von der Länge des Armes des Spielers ab. In dieser Tabelle haben wir mal eine grobe Orientierung dargestellt. Am besten lässt Du Dich aber selbst noch mal beraten, bevor Du Dir eine Geige anschaffst.
Geigengröße | Armlänge in mm | Alter |
---|---|---|
1/16 | ca. 350-430 | 3-5 Jahren |
1/8 | ca. 430-445 | 4-6 Jahren |
1/4 | ca. 445-500 | 5-7 Jahren |
1/2 | ca. 500-560 | 6-8 Jahren |
3/4 | ca. 560-600 | 7-10 Jahren |
4/4ab | ab ca. 600 | ab 9 Jahren |
Die kleinen Geigen haben allerdings den Nachteil, dass sie aufgrund des geringen Volumens nicht so schöne Töne erzeugen können wie die größeren.
Die erste Geige
Wenn man anfangen möchte Geige spielen zu lernen, braucht man natürlich auch ein Instrument. Da gute Geigen sehr teuer sein können, sollte man sich aber erst einmal überlegen, ob es überhaupt Sinn ergibt, sich direkt eine eigene Geige zu kaufen.
Für den Anfang bieten nämlich viele Instrumentengeschäfte, Musikschulen oder sogar Onlineshops Mietgeigen an. Man zahlt also monatlich einen kleinen Betrag und kann so in Ruhe ausprobieren, ob die Geige einem auch langfristig Freude macht. Wenn man sich dann sicher ist, kann man das entsprechende Instrument auch oft kaufen.
Vor allem bei kleinen Kindern wäre es eine ziemliche Geldverschwendung eine Geige direkt zu kaufen. Da diese ja noch wachsen und deshalb sowieso alle paar Jahre eine neue Geige brauchen, ist leihen hier die optimale Lösung.
Wenn man sich dann sicher ist, dass es auf Dauer günstiger wäre sich eine eigene Geige zu kaufen (das wird meistens erst nach mehreren Jahren der Fall sein), kann man direkt in ein Musikfachgeschäft gehen und sich dort beraten lassen. Außerdem hat es den Vorteil, dass man verschiedene Instrumente direkt ausprobieren kann.
Es gibt auch die Möglichkeit Geigen online zu bestellen. Dabei ist es natürlich wichtig, dass Du Dich vorher gut darüber informierst, welche Geige Du genau haben möchtest. Achte außerdem darauf, dass Du Dein Instrument gegebenenfalls zurückschicken kannst, solltest Du zum Beispiel feststellen, dass Dir der Klang nicht gefällt.
Geigenzubehör
Neben der Geige selbst braucht man noch ein bisschen Zubehör, damit man direkt loslegen kann:
Bogen
Das wahrscheinlich offensichtlichste Zubehör ist natürlich der Geigenbogen. Klar, ohne ihn kann man ja auch nicht auf der Geige spielen. Der Bogen besteht aus einer Bogenstange und ist mit (Pferde-)Haaren bespannt. Die Haare können durch einen einfachen Drehmechanismus ge- und entspannt werden, je nachdem ob man den Bogen gerade benutzt oder nicht.
Übrigens: Das obere Ende des Bogens nennt man “Spitze” und das untere Ende “Frosch”
Schulterstütze
Die Schulterstütze kann man an die Unterseite der Geige klemmen, also dort, wo man später die Geige auf der Schulter auflegt. Sie ist gepolstert und sorgt so für einen optimalen Halt der Geige zwischen Schulter und Kinn.
Geigenkasten
Ein Geigenkasten ist unverzichtbar, um die Geige sicher aufzubewahren und zu transportieren. Der Kasten sollte stabil und gut gepolstert sein. Außerdem bietet er Platz für die Geige, einen oder mehrere Bögen. Je nach Modell ist auch ein kleines Fach für Zubehör wie Bleistifte oder sogar eine Außentasche, in der Noten Platz finden dabei.
Außerdem haben Geigenkästen mehrere Trageriemen, sodass man die Geige auch über die Schulter hängen kann.
Kolophonium
Kolophonium, auch Bogenharz genannt, wird aus Baumharz gewonnen. Es muss regelmäßig auf die Bogensaiten aufgetragen werden, denn diese bekommen dadurch eine bessere Haftung an den Seiten, was wiederum für klangvollere Töne sorgt.
Wie oft man das Kolophonium genau auftragen muss, hängt immer davon ab, wie viel man spielt.
Stimmgerät
Geigen sollten am besten vor jedem Spiel gestimmt werden, da sich zum Beispiel Temperaturschwankungen schnell auf die Geige auswirken können. Da die wenigsten Anfänger ohne Hilfe hören, ob eine Saite richtig gestimmt ist, sollte man sich ein Stimmgerät anschaffen. Dieses zeigt einem an, ob die Seite richtig, zu tief oder zu hoch eingestimmt sind, sodass man problemlos korrigieren kann.
Putztuch
Vor allem durch das Kolophonium, welches durch Spielen abgelöst wird, aber auch durch normalen Staub, wenn die Geige offen rumliegt, wird die Geige schnell dreckig. Deshalb sollte man ein weiches Tuch immer griffbereit haben um die Geige regelmäßig reinigen zu können.
Notenständer
Notenständer sind zwar nicht direkt notwendig zum Geigenspielen, man findet sie aber bei den allermeisten Geigenspielern zu Hause. Mit einem Notenständer kann man die Noten immer auf Augenhöhe hinstellen. Das hilft vor allem bei einer guten Haltung beim Geigenspielen, da man sich zum Beispiel nicht runterbeugen muss, um die Noten auf einem Tisch sehen zu können.
Musikarten
Das Tolle an der Geige ist, dass man auf ihre verschiedene Stücke aus verschiedensten Musikrichtungen spielen kann. Neben Klassikern der Klassik wie Mozart oder Vivaldi, kann man auch moderne Popstücke, Weihnachtslieder, Rockstücke oder Filmmusik auf der Geige spielen. Auch für Anfänger gibt es zahlreiche leichtere Arrangements berühmter Stücke.
Viele Notenhefte werden zusammen mit einer Begleit-CD verkauft, welche den Spieler unterstützen und die Musik noch untermalen.
Ein Künstler, der immer wieder beweist, wie vielseitig Geigenmusik sein kann ist David Garret. Auf seinen Alben kann man eine Auswahl von Beethoven bis Nirvana finden. Hier ein kleines Beispiel:
Geige im Orchester
Auch im Orchester spielt die Geige eine wichtige Rolle. Die erste Geige spielt bei den meisten Orchesterstücken nämlich die Melodiestimme, also die Hauptstimme.
Dabei werden auch die Geigen in sich in mehrere Stimmen aufgeteilt: Die ersten Geigen geben quasi den Ton an und die zweiten Geigen unterstützen durch Begleitung und Untermalung.
Wenn die Grundlagen des Geigenspielens gelernt hat, gibt es auch für Anfänger zahlreiche Orchesterangebote. Ich selbst habe im Orchester meiner Musikschule und im Schulorchester mitgespielt. Dabei lernt man neue Stücke kennen, man lernt den Klang seiner Geige mit anderen Instrumenten zusammen kennen und man kann beim Spielen einfach Spaß haben. Denn das Beste am Orchester ist: Wenn Du Dich mal verspielst, bekommt es im besten Fall gar keiner mit.
Tipps zum Üben
Bei der Geige gilt, wie bei den meisten anderen Instrumenten auch, der Grundsatz “Übung macht den Meister”. Denn sind wir mal ehrlich, man wird nicht von Anfang an jeden Ton treffen und man wird auch am Anfang keine Symphonien spielen können. Aber man wird es können, wenn man dran bleibt! Das wichtigste ist also, nicht enttäuscht zu sein, wenn nicht alles von Anfang an klappt.
Außerdem ist regelmäßiges Üben bei der Geige ganz wichtig. Wenn Du zum Beispiel einmal die Woche zum Geigenunterricht gehst und dann in den nächsten Tagen zu Hause, das besprochene übst, hast Du schon einmal eine gute Grundlage. Am besten wäre es natürlich, wenn Du Dich jeden Tag ein paar Minuten mit der Geige beschäftigst, aber das muss auch nicht sein. Also mach Dir auch keinen unnötigen Stress. Das Spielen ist ja immer noch ein Hobby und soll Spaß machen.
Natürlich kann es auch mal vorkommen, dass man gar keine Lust hat zu üben. Auch diese Phasen sind völlig normal. Dann ist es am besten, den inneren Schweinehund einfach zu überwinden und anzufangen. Und Du wirst sehen, wenn Du die Geige erst einmal in der Hand hast, kommt auch die Motivation zurück.
Und das wichtigste zum Schluss: Setz Dich nicht unter Druck, indem Du Dich mit anderen vergleichst. Selbst wenn Du mal ein paar Wochen länger brauchst, bis das neue Stück fehlerfrei klappt, es ist trotzdem ein toller Erfolg. Finde als das Tempo, mit dem Du Dich am wohlsten fühlst und hab einfach Spaß!