Besonders für Anfänger ist es zunächst schwer zu erkennen, was genau die Unterschiede zwischen Longboard und Skateboard sind. Welches Board besser zu Dir passt, hängt dabei hauptsächlich davon ab, wo und wie Du am liebsten fahren möchtest. Willst Du mit Deinem neuen Board den Skatepark oder doch lieber längere Strecken unsicher machen?
Wir erklären Dir die Unterschiede zwischen Longboard und Skateboard, sowie die Vor- und Nachteile der jeweiligen Variante. Im Anschluss helfen wir Dir bei der Entscheidung, welches Board besser zu Dir und Deinem Fahrstil passt.
Die Ursprünge
Am Anfang der 1950er Jahre wurde das Longboard in Kalifornien von Surfern erfunden, die bei schlechtem Wellengang trotzdem ein surf-ähnliches Gefühl erleben wollten. So kam es auch zum ersten Namen des Skateboards: Asphaltsurfer. Bis heute erinnert noch die Pintail-Form an die damals mit Rollen versehenen Surfbretter.
1973 brachte Frank Nasworthy wieder neuen Schwung in die Skaterszene, indem er das Urethan-Rad für Skateboards vorstellte. Dies sollte von da an die bisherigen Rollen aus Metall und Compositeplastik ersetzen. Gleichzeitig wurden die charakteristischen Formen von Nose und Tail erfunden, wodurch das Skaten in Skateparks einen riesigen Aufschwung erlebte.
So lässt sich sagen, dass wohl zuerst das Longboard erfunden wurde, das dann in den 1970ern in der Form für Tricks und den Skatepark angepasst wurde. Danach verschwand das Longboard eine Weile von der Bildfläche, bis es in den letzten Jahren verbessert wieder rasant an Beliebtheit gewann.
Was sind die Unterschiede zwischen Longboard und Skateboard?
Die Unterschiede zwischen Longboard und Skateboard sind meistens von Außen schnell erkennbar. So springen zum Beispiel die unterschiedliche Größe des Decks und der Rollen sofort ins Auge. Andere Unterschiede, wie das Material der Rollen, die Flexibilität und das Fahrverhalten merkst Du oft erst, wenn Du beides mal gefahren bist.
Wir haben hier noch einmal alle Unterschiede aufgelistet und erklären deren Funktionen.
Form
Skateboards und Longboards können in Hinblick auf die Form Decks jeweils nochmal weiter unterteilt werden. Die bekanntesten Grundformen lassen sich jedoch leicht unterscheiden.
Das geläufigste Deck von Skateboards wird Popsicle Shape genannt und ist vereinfacht gesagt ein Rechteck, das an den beiden kurzen Seiten abgerundet ist. Dabei sind die Rollen in der Draufsicht von oben nicht zu sehen. Andere Formen sind Old-School Pool- / Bowl-Deck, Modern Shaped Deck und Cruiser Decks.
Bei Longboards ist das Deck an den Enden häufig schmaler und die Rollen sind durch die Cutouts von oben zu sehen. Da Longboards für die verschiedensten Verwendungszwecke ausgelegt sein können, gibt es hier mehr Variationen. Diese stellen wir Dir hier kurz vor.
Longboard-Form | Beschreibung | Zweck |
---|---|---|
Downhill | Dropped-down, das bedeutet, dass die Standfläche des Bretts nach unten gesenkt ist. Der tiefere Standpunkt verhindert das Wobbeln bei höheren Geschwindigkeiten. | Maximale Geschwindigkeiten |
Freeride | Symmetrische Twin-Tip-Decks die leicht gedroppt sind und so das Sliden erleichtern. | Slides und andere Tricks |
Carving | Leicht nach oben gewölbt, was beim Fahren möglichst tiefer Turns unterstützt. | Tiefe Turns im Gefälle |
Cruising | Ähnliche Form wie Skateboards und häufig auch mit Nose und Tail. Bei der ber beliebten Pintail-Form gibt es keine Cutouts für die Rollen. | Einfache Tricks |
Slalom | Meistens nur zwischen 60 und 90 cm lang, wodurch sie besonders wendig sind. | Wendig und transportfreundlich |
Tail und Nose
Ein sehr auffälliger Unterschied zwischen den beiden Boards sind die abgerundeten und nach oben gewölbten Enden des Skateboarddecks. Diese werden Nose und Tail genannt, wobei letzteres zur einfacheren Ausführung von Tricks meist etwas steiler nach oben steht. Longboards hingegen sind in der Regel komplett flach und haben, wenn überhaupt nur einen schwach ausgeprägten Tail.
Ein nach oben gewölbter Tail, oft auch Kicktail genannt, ermöglicht eine bessere Hebelwirkung und vergrößert den Aufschwung beim sogenannten “Poppen”. Der Kicktail ist somit für Ollies und viele weitere Tricks ein essenzieller Bestandteil des Skateboards.
Sind Nose und Tail flach, wird das Boardgefühl verbessert und besonders längeres Fahren ist so angenehmer.
Größe
Die Größe ist in den meisten Fällen auch ein offensichtliches Unterscheidungsmerkmal. Während Skateboards etwa 70 – 90 cm lang sind, können Longboards bis zu 150 cm lang sein. Allerdings gibt es durchaus auch Longboards, zum Beispiel Slalom-Boards, die eine ähnliche Länge haben wie Skateboards.
Während bei Skateboards die Wahl der richtigen Breite wichtig zur guten Ausführung von Tricks ist, ist die Breite bei Longboards eher unwichtig. Da mit ihnen eher seltener Tricks gemacht werden, sind diese in der Regel auch breiter als Skateboards.
Achsen
Auf den ersten Blick sehen die Achsen der verschiedenen Boards gleich aus, doch bei genauerer Betrachtung fällt auf, dass die Achsen von Longboards eine andere Achsgeometrie haben als Skateboard-Achsen.
Sowohl bei Skateboards als auch bei Retro- und Cruiser-Boards sind in der Regel Standard Kingpin-Achsen verbaut, deren Pins zueinander zeigen. Longboard-Achsen sind meistens Reverse Kingpins, die voneinander weg zeigen und sind dadurch etwas höher, aber wesentlich lenkfreudiger als die Standard-Achsen.
Außerdem gibt es Longboard-Modelle mit breiteren Achsen, die dadurch zwar etwas träger sind, aber mehr Stabilität bei höheren Geschwindigkeiten bringen. Schmale Achsen, wie sie bei Skateboards und auch bei manchen Longboards vorkommen, sind wendiger, haben mehr Grip und bauen mehr Druck in den Kurven auf.
Wheelbase (Achsabstand)
Aufgrund der unterschiedlichen Gesamtlänge der Boards unterscheidet sich auch die Wheelbase, oder auch Achsenabstand genannt. Dieser ist bei Longboards meist größer und schafft eine zusätzliche Stabilität bei höherer Geschwindigkeit.
Rollen
Um besser mit Rails, Ledges und Gaps klarzukommen, sind die Rollen von Skateboards kleiner und aus einem härteren Material als die von Longboards. Dadurch haben sie eine höhere Beständigkeit und gehen nicht so schnell kaputt.
Die für Longboards typischen Rollen sind hingegen größer und aus einem weniger harten Material. So werden kleinere Unebenheiten gedämpft und es sind höhere Geschwindigkeiten möglich.
Flex
Flex bezeichnet die Flexibilität des Decks, die bei normalen Skateboards in der Regel genormt ist. Bei Longboards hingegen wird meist in drei Stufen von “flexy” bis hin zu “stiff” unterschieden. Dadurch kannst Du die Flexibilität individuell sowohl passend zu Deinem Gewicht, als auch darauf wie und wo Du fahren willst, auswählen.
Dabei gilt generell, je höher das Gewicht, desto weniger Flex sollte das Board haben. Gleichzeitig bietet weniger Flex auch eine hohe Stabilität bei höheren Geschwindigkeiten, während Dir mehr Flex ein angenehmeres und surf-ähnliches Fahrgefühl verschafft.
Fahrverhalten
Das Fahrverhalten wird durch das Zusammenspiel aller Bauteile beeinflusst und kann je nach individueller Zusammenstellung auch nochmal stark variieren. Generell lässt sich jedoch sagen, dass Longboards ein eher ruhiges und stabiles Fahrverhalten haben. So fällt es besonders Anfängern leichter, beim Fahren die Balance zu halten.
Skateboards hingegen sind mehr auf Tricks und den Skatepark ausgelegt. Somit sind sie nicht zuletzt wegen ihrer Größe wendiger, aber dämpfen Unebenheiten im Boden deutlich weniger ab.
Longboard
Durch das stabile und angenehme Fahrgefühl eignet sich das Longboard besonders gut für Anfänger, die auf Skateboards schnell die Balance verlieren. Da es außerdem auch in der Regel auf das reine Fahren ausgelegt ist, bietet es eine gute Möglichkeit, in den Boardsport einzusteigen.
Fortgeschrittene können sich dann nach und nach mit den verschiedenen Unterarten des Longboards auseinandersetzen. Durch die vielen Variationen und Möglichkeiten, verschiedene Eigenschaften auf die eigenen Bedürfnisse und Anforderungen anzupassen, findet jeder das passende Modell.
Longboards können aber nicht nur zum reinen “Cruisen” genutzt werden, es gibt auch eine riesige Szene, in der die unterschiedlichsten Tricks mit Longboards ausgetauscht werden. Sehr beliebt ist zum Beispiel das Sliden, wobei die Rollen des Boards die Bodenhaftung verlieren und quer zur Fahrtrichtung über den Untergrund rutscht.
Vorteile | Nachteile |
---|---|
Gleicht Unebenheiten auf dem Boden gut aus | Aufgrund der Größe eher unhandlich |
Liegt stabiler auf der Straße | Einfache Tricks nur mit wenigen Modellen möglich |
Gut für höhere Geschwindigkeiten | Meist großer Wendekreis (Abhängig vom Achsenabstand) |
Viele verschiedene Variationen für den individuellen Geschmack |
Skateboard
Das klassische Skateboard ist nach wie vor sehr beliebt und ist durch seine Eigenschaften eher ein Trick-Board für den Skatepark. Durch den Kicktail kannst Du mit ein wenig Übung neben dem Ollie noch viele weitere Tricks lernen und den Skatepark unsicher machen.
Für kurze Strecken, zum Beispiel den Weg zum Skatepark, eignet sich das Skateboard auch sehr gut, wobei der Boden hierfür möglichst eben sein sollte. Aber auch zum Mitnehmen für weitere Strecken ist das Skateboard praktisch, da es kleiner, leichter und handlicher als die großen Longboards ist.
Am häufigsten werden Skateboards von Jüngeren genutzt, da häufiger gepusht werden muss und das Fahren somit anstrengender ist. Zudem ist das Verletzungsrisiko durch die vielen Tricks meist höher und auch wegen der harten Rollen, kann es häufiger mal zu einem plötzlichen Stopp durch kleine Steine auf dem Weg kommen.
Vorteile | Nachteile |
---|---|
Wegen der Größe handlicher und leichter zu transportieren | Kann bei kleinen Steinchen abrupt stoppen |
Optimal für technische Tricks und Sprünge | Geringere maximale Geschwindigkeit |
Schnelle Drehungen durch das harte Fahrverhalten | Häufigeres Pushen notwendig als beim Longboard |
Auch zum Fahren von kürzeren Strecken geeignet |
Was gibt es noch für Alternativen?
Neben Longboard und Skateboard gibt es noch andere Board-Varianten, die zum Teil verschiedene Eigenschaften der beiden vereinen. Wir verschaffen Dir einen kurzen Überblick über die Alternativen.
Cruiser-Skateboard
Das Cruiser-Skateboard gehört noch zur Gruppe der Longboards, ist aber kürzer und die Form ähnelt stark der eines Skateboards. Durch die Longboard-Rollen bleibt das gute Fahrgefühl und durch den Kicktail sind trotzdem noch einfache Tricks möglich.
Pennyboard
Pennyboards sind Longboards aus Kunststoff und mit ihren Maßen von 71 bis 84 cm deutlich kleiner. So sind sie wendiger und leichter, wodurch sie sehr beliebt zum Mitnehmen sind. Durch die geringe Größe ist es jedoch für längere Fahrten eher schlechter geeignet.
Surfskateboard
Das Surfskateboard ähnelt zunächst dem Cruiser, ist jedoch höher gebaut. Außerdem besitzt es eine spezielle Vorderachse, die sehr beweglich ist und dadurch extrem wendige Turns und Bewegungsabläufe wie beim Surfen ermöglicht.
Waveboard
Das Waveboard ist ein einspuriges Funsportgerät, das durch entsprechende Bein- und Hüftbewegungen ganz ohne Pushen gefahren werden kann.
Entscheidungshilfe
Du solltest Dir vor einem Kauf überlegen, wozu Du Dein Board hauptsächlich verwenden möchtest. Ist es Dir wichtig, alle möglich Tricks im Skatepark ausführen zu können, solltest Du Dir ein Skateboard holen. Hast Du allerdings eher längere Touren damit vor, ist eher ein Longboard empfehlenswert.
Bist Du Dir noch nicht ganz sicher, lohnt es sich, vorerst ein Skateboard zu kaufen, weil diese meist etwas günstiger als Longboards sind. Außerdem kannst Du damit nicht nur erste Fahrversuche starten, sondern auch gleich ein paar Tricks ausprobieren und testen, ob Du daran Spaß hast.
Hast Du aber häufiger Probleme mit der Balance, ist der Einstieg mit einem Longboard etwas einfacher, da es etwas stabiler zu fahren ist. Damit die ersten Fahrversuche auch klappen kannst Du Dir gerne unsere 5 Tipps für Anfänger anschauen, dort erklären wir Dir alles, was Du am Anfang wissen solltest.
Fazit
Insgesamt gibt es keine klaren Regeln, ab wann ein Board ein Longboard oder ein Skateboard ist. So kannst Du Dir individuell das Board zusammenstellen, das Du am besten findest. Teilweise gibt es solche Kombinationen schon, zum Beispiel Cruiser- oder Surfskateboards.
Außerdem sind Longboard und Skateboard auf unterschiedliche Anwendungen ausgelegt und keine Variante kann die andere komplett ersetzen. Bist Du also einerseits gerne im Skatepark und übst verschiedene Tricks, aber liebst auch längere Touren mit dem Longboard, spricht nichts dagegen, beides zu besitzen.